Heute Morgen war es soweit. Die kalte Hand des Herbstes hat meine Zucchinipflanzen niedergestreckt und sich über das ganze Land gelegt. Schweigend und glitzernd.
Eine blasse Sonne lugt über dem Wald hervor, während ich zuhöre, wie der Raureif unter meinen Stiefeln knistert. Max wälzt sich darin, denn jetzt fängt seine Jahreszeit eigentlich erst an. Schlammig, nass und kalt – eben alles, was ein Labrador so liebt. Die Gerüche sind jetzt viel intensiver, selbst ich mit meiner „nur“ Menschennase kann das deutlich wahrnehmen. Max nimmt die Nase erst gar nicht mehr vom Boden hoch.
An einer besonders interessant scheinenden Stelle kann ich meine Neugier nicht mehr zügeln und beuge mich ebenfalls runter, um mit meinem Hund diesen ominösen Duft aufzusaugen. Max ist hingerissen – endlich kapiere ich, dass die Welt da oben doch eher fad ist. Leider schafft es mein winziges Riechzentrum im Gehirn nicht, den Duft zu isolieren, entsprechend zu verarbeiten während der Raureif in Bruchteilen von Sekunden meine Nase schock gefriert. Aber es ist mit Sicherheit etwas ganz Tolles, vielleicht der Duft einer Hündin, die genau da hingepinkelt hat wo jetzt meine Nase drinsteckt.
Max hat in der Zwischenzeit einen Knochen gefunden und kaut darauf herum. Es ist der Schulterknubbel eines Rindes und Max ist sichtlich vergnügt über diesen Schatz. Ich höre, wie er ihn mit seinen Zähnen bearbeitet, er wirft ihn in die Luft und spielt damit herum. Dann lässt er ihn fallen, damit ich auch mal zum Zug komme. Das machen wir immer so, Max teilt gerne. Ich hebe also diesen abgeschlabberten, verschleimten Knubbel auf und rase los, Max hinterher, ich lasse ihn fallen und wir spielen Fußball.
Während Max mit seinem Knochenknubbel vor mir herläuft, denke ich über Hygiene nach und dass ich nunmehr entweder gegen sämtliche Bakterien resistent oder von selbigen eines Tages hingestreckt werde.
Die blasse Sonne hat den Raureif besiegt, der in dünnen Schlieren zum blauen Himmel aufsteigt. |