Die Hundeführer


ein Bild

 

Damit meine ich die Menschen, die versucht sind, einen Hund tatsächlich zu führen, ja, ich meine die, die es sogar manchmal bis zur BHP schaffen, Teil A und Teil B.

 

Man hört sie schon von weitem: “Nein… aus… hier … neeeiiinnnn … aaaauuus…“

 

Sie versuchen, einen Hund zu führen, der keuchend an der Leine zieht und sich wohl denkt, warum er diesen Idioten am anderen Ende der Leine ständig hinter sich herschleppen muss.

 

Wenn ich durch die Stille des frühen Morgens durch unsere Straße schlendere, etwas zerscheppern höre und dann dieses verzweifelte „neeiiin“, dann weiß ich, dass dort ebenfalls ein Hundeführer wohnt, ein Leidensgenosse und ich fühle mich mit diesem bedauernswerten Menschen durch die Mauern seines Hauses verbunden.

 

Ich denke wehmütig an die Ammenmärchen vom treuen Hund, ständig an meiner Seite kauernd, der automatisch spürt, wenn ich krank bin und mir tröstend das Gesicht abschlabbert...

 

In den schlauen Büchern hört sich alles so einfach an. In einem Anflug von subtilem Sadismus schreiben die Experten sogar die tröstenden Worte: „Haben Sie Geduld.“

 

Max ist jetzt gut 19 Monate alt und in seiner ZWEITEN Pubertät. Mir hat schon die erste gereicht, ohne dass ich damals wusste, wie sich diese wohl auf mein Gemüt auswirken würde.

 

Ich schaue zurück in die Vergangenheit, als mein Hündchen im zarten Alter von nur 10 Monaten das Fressen plötzlich einstellte, auf der Terrasse saß und gar fürchterlich jammerte. Ich wollte ihn am dritten Tag der Fressensverweigerung und des Gejaules zum Tierarzt bringen, da ich dachte, er wäre todkrank. Ich hatte ja keine Ahnung! Während ich mir die größten Sorgen machte, war seine „große Liebe“ in Hitze. Also saßen wir auf der Terrasse, Max und ich, und heulten gemeinsam, wenn auch aus verschiedenen Gründen.

 

Ich habe Verständnis für ihn, da wir unseren Hunden, außer dem genetisch bedingten Jagen, auch noch den Sex vermiesen und ich eine Vaterschaftsklage strikt ablehnen würde.

 

Jedoch wollte er in der ersten Pubertät das Rudel übernehmen und fühlte sich stark genug, die Dose selber zu öffnen. Das waren nervenzerfetzende Zeiten. Als diese vorbei waren und Hundi plötzlich alle eingeübten Regeln wieder brav befolgte, dachte ich eigentlich, dass nun unserer gemeinsamen „Harmonie im Garten Eden“ nichts mehr im Wege stünde.

 

Nun ist er stolze 19 Monate alt, ein wunderschöner Rüde, der noch letzte Woche an meiner Seite ging, die braunen Rehaugen nicht auf Reh sondern auf mich gerichtet – meine Gedanken griffen schon nach der goldenen Nadel des tadellosen Mensch-/Hundeteams- als plötzlich wieder dieser Anfall über ihn kommt und er mir zeigt, was ein echter Chef-Labbi so alles drauf hat. Ich dachte erst an einen Gehirntumor oder so was ähnliches und wollte wieder zum Tierarzt, als ich durch die schlauen Bücher erfuhr, dass es diese ominöse zweite Pubertät gibt.

 

 

Die grauenvolle Realität reißt ihren schwarzen Schlund auf und ich erkenne, dass ich mir tatsächlich ein Raubtier zugelegt habe. Ich sitze also abends in meinem Wohnzimmer mit einem Caniden oder Predator (das sind die, die töten und Fleisch nicht kauen, sondern zerreißen und runterschlingen – die, die überall hinpissen auch gegen die zarte Rose im Garten – die, die rauben, plündern und Leute erschrecken!), der sein Köpfchen scheinheilig auf meine Füße legt, die Reißzähne unter den weichen Lippen verborgen. So schlummert er dahin, er schnarcht sogar leise, obwohl er mich heute dem Nervenzusammenbruch sehr nahe geführt hat. 

 

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Sie trösten mich, die mir bekannten und unbekannten anderen Hundeführer, die in manchen  Momenten tiefster Verzweiflung sich an schönere Orte wünschen – die sagen wollen: „Nein, DEN kenne ich nicht, der läuft hier zufällig vorbei!“ Oder die, die in ihrer Hilflosigkeit schon eine Annonce in der Zeitung sehen „Hund zu verschenken“ (FETT GERUCKT).

 

Ich ziehe vorsichtig Max’ Lippe hoch… ja, sie sind noch da. Max grunzt zufrieden.

 

 

 
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Der Mensch am anderen Ende der Leine
 
Tiere suchen ein liebevolles Heim
 
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