Überleben...
 
Hallo! … Haaallloooo! Ist da jemand?
 
Vielleicht hört mich ja irgendwer da draußen in der Zivilisation!
 
Die Antarktis hat sich ins Tal der Vergessenen geschoben… heute Nacht glaubte ich, ganz deutlich das Schnattern von Kaiserpinguinen im Garten zu hören.

 
Sie kauern dicht an dicht um meinen Gartenteich und warten im Gestöber auf die Rückkehr ihrer Partnerinnen, die im Aartalsee fischen. Ich schrecke auf und schaue aus dem Fenster… aber die tiefe Nacht verbirgt die Pinguine vor meinen neugierigen Blicken. Also schleiche ich auf die andere Seite des Hauses, wo man auf die beleuchtete Straße blicken kann und sehe im hellen Licht der Straßenlampe Tonnen von Schnee herunterrieseln. Unsere Autos haben sich bereits in Iglus verwandelt.
 
Während ich ungläubig aus dem Fenster starre, denke ich an die großen Schneeschiebemaschinen, die in der Stadt, welche nun unerreichbar scheint, emsig hin- und her fahren, um ihren Bürgern Fahrten mit dem Auto zu ermöglichen.
 
Unsere total verschneite Straße ist links und rechts von hohen Schneebergen umrahmt. Gespenstig ragen sie in die Nacht. Sie sehen aus, wie die Miniaturausgabe des Himalajas und sind das Resultat der harten körperlichen Arbeit, die meine Nachbarn und ich in den letzten beiden Wochen geleistet haben. Ein Kunstwerk und Mahnmal zugleich, geschaffen von verzweifelten Menschen im Tal der Vergessenen.
 
Zwischen diesen Bergen sind schmale Wege, durch die wir uns die Straße entlang um die Ecke bewegen, bevor die Wildnis beginnt und man nur noch die ganz Mutigen sieht, denn selbst die Hundehalter wagen sich nicht mehr bis hierher.
 
Meine Spur von gestern ist am frühen Morgen nur noch ein Wunschgedanke, denn der nächtliche Schnee hat all meine Mühen begraben und Max und ich fangen wieder von vorne an.
 
Max scheißt bereits im Stehen und es bereitet ihm sichtlich Unbehagen. Er ist so brav geworden, dass wir jetzt selbst die schwierigste Obedience Prüfung bestehen würden und geht direkt hinter mir in meiner Spur, denn ein Ausweichen nach links oder rechts könnte sich als fatal erweisen. Wie soll er jetzt noch das Revier markieren, so, wie es ein echter Rüde tut?
 
Wir dringen in einen dichten Wald hoher Fichten vor und nur hier kann Hund noch Hund sein. Während die tief hängenden Äste mit den Schneemassen über mir schweben wie das Schwert des Damokles, freue ich mich darüber, wie Max rennt, sich wälzt und doch noch ein Stöckchen aus dem Schnee befreien kann. Wir sind ganz stolz über unseren selten gewordenen Schatz.
 
Heute muss ich einkaufen und während Max bereits schnarcht, berühre ich mit der Schneeschaufel dieses Iglu auf meinem Hof und siehe da, ich stoße auf Blech. Ja, mein Auto scheint noch da zu sein, also schaufle ich weiter… und weiter… und weiter. Ich schwitze und mein Rücken erzählt mir, dass ich diesen Winter nicht überleben werde.
 
Als ich endlich mein Auto ausgegraben habe, muss ich mich erst mal drinnen im Haus erholen, bevor ich den Gedanken fassen kann, aus diesem Dorf zu entkommen – dort hin, wo es Lebensmittel gibt. Denn wenn ich an den vier Häusern unserer Straße heil vorbei gekommen bin, so muss ich doch den Berg hinauf zur Hauptstraße und schon da könnte ich scheitern, wenn ich es nicht sehr sehr geschickt plane.
 
Während die Wärmflasche meinen Rücken tröstet, schreibe ich die Einkaufsliste und plane meine Flucht mit meiner 87jährigen Freundin, die in einer halben Stunde an der Ecke vor dem Berg auf mich warten wird. „Du bist mutig!“ sagt sie mir, als sie sich auf den Sitz fallen lässt und ich fahre erst zurück, um Anlauf zu nehmen und nach einigem Schlittern sind wir im Rennen, auf der großen Bahn des Lebens, hin zu essbaren Dingen, die unsere Kühlschränke füllen werden.
 
Ich kaufe und kaufe und kaufe, Kühlschrank und Truhe sollen überquellen –
denn wer weiß denn schon, was morgen ist? Vielleicht schleichen sich selbst die Kaiserpinguine zurück in die Heimat, weil es da mehr Fische gibt...
 
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