Trüffel und Sprengstoff

Jetzt ist der Herbst wirklich hier, kalendermäßig. 



Es ist Ende September und die Blätter färben sich. Pilze schießen aus dem Boden und ich würde Max so gerne als Trüffelhund ausbilden, so wie ich das im Fernsehen immer wieder sehe. Eine Menge Kohle mit den Dingern verdienen (100 g = 400 Euro) und mich nach ein paar Kilo Trüffel zur Ruhe setzen. Nun habe ich erfahren, dass es hier keine Trüffel gibt – Max gräbt zwar immer noch Löcher in den Waldboden, aber eher um sich im weichen Humus zu wälzen und ich werde wohl arm bleiben.

 

Ich sitze im Schaukelstuhl und denke darüber nach, ob meine genialen Geschäftsideen vielleicht doch nicht ganz der Realität entsprechen…

                    

 

Wir sammeln wieder Tannenzapfen, fangen sie, töten sie und transportieren die Beute nach Hause in den sicheren Bau. In der Wärme öffnen sie sich und sind herrliches Anzündmaterial für den Kaminofen.

 

Max ist jetzt zweieinhalb Jahre alt und wir haben mittlerweile einiges voneinander gelernt.

 

Ich bin ruhiger geworden und geduldiger, konsequenter, klarer und ehrlicher. Ich habe akzeptiert, dass ich meinen Hund gefühlsmäßig nicht bescheißen kann.

 

Max ist eine gute „Hausfrau“ geworden. Er bringt Schuhe, zieht Socken aus, trägt Teppichläufer zurück ins Haus und wirft sich in den zusammengefegten Schmutz, damit ich nicht arbeitslos werde.

 

Er jagt den Besen und schlabbert die frisch geputzte Fensterscheibe nach, damit auch alles seine Ordnung hat. Er sammelt unser Anmachholz im Wald und trägt es nach Hause, ebenso die Tasche mit den Tannenzapfen. Er holt sich seine Leine selber und nimmt die Post entgegen, die er manchmal sogar unbeschädigt und ohne Hetzjagd durch den Garten abgibt.

 

Er ist ein prima Fährtensucher geworden und findet beim „Man trailing jeden Verlorenen, auch die, die gar nicht gefunden werden möchten, besonders wenn sie mit anderen Hunden unterwegs sind. Leider sind die Menschen in meinem Dorf nicht so sehr von Hundetreffen angetan. Das war in Max’ Welpenalter anders, aber Erwachsene spielen nicht. So packe ich  Max ins Auto, um mich mit meiner Freundin und deren Hund zu treffen, den ein Hund braucht meiner Meinung nach auch Artgenossen zum spielen. 

 

Besonders glücklich bin ich über unser Training bezüglich der Jagd. Ein Labrador sollte idealerweise beim Jäger verharrend beobachten und auf Zeichen des Jägers das geschossene Wild apportieren. Das heißt, er darf nicht mit der Wimper zucken, wenn das Wild losprescht. Das haben wir sehr lange geübt und Max setzt sich nun immer öfter von ganz allein, wenn er Wild erblickt. Auch wenn das Wild flüchtet, bleibt er sitzen und ich platze vor Stolz. Ich mache natürlich mit dem Zeigefinger „peng, peng, peng“ und Max darf dann sein Spielzeug apportieren.

 

Wir machen alle möglichen Sperenzchen, die mit Nasenarbeit zu tun haben, denn Max sieht mit der Nase. Bei der „Frei verlorenen Suche“ ist er daher noch zu wild und verschwindet schnuffelnd am Horizont, während er besser auf meine Kommandos hören sollte, denn er hat ja keine Spur. Wenn er’s nicht gerochen hat, glaubt er’s nicht. Anstatt ihn als Sprengstoffexperten auszubilden, bilde ich ihn eben zum Teebeutel-Unterscheidungs-Experten aus, da man heutzutage so schwer an Plastiksprengstoff rankommt.

 

So lässt früh morgens seine Leinenführigkeit zu wünschen übrig, denn während der ganzen langen Nacht haben so viele ihre Spuren hinterlassen, und die irrsten Dinge sind wohl geschehen, die Max unbedingt näher ergründen muss. Er geht zwar neben mir auf Befehl, jedoch mit leisem Motzen und Jammern, je länger er nicht schuffeln darf.

 

Er hüpft jetzt ohne Murren ins Auto. Ein riesen Erfolg! Wie sehr habe ich einst die anderen Hundeführer beneidet, deren Hunde auf ein „Hopp!“ im Inneren des Autos verschwanden, oder gar von selber richtig gierig auf den Ausflug es gar nicht erwarten konnten bis Hundeführer irgendeine Tür am Auto öffnete. Nicht, dass Max das Autofahren plötzlich lieben würde, er sabbert noch immer. Aber er hüpft rein, ganz von alleine! Er ist ruhiger, schaut auch mal aus dem Fenster. Ich bin also guter Hoffnung, dass wir beide doch noch einmal das Meer sehen werden.

 

Es wird immer schwieriger, ihn beim Versteckspielen auszutricksen. Da ich ihn beim Spielzeug-Abjagen aufgrund seines Allradantriebs und meiner alten Knochen weit unterlegen bin, habe ich mir das Spiel „Achtung – fertig – los“ ausgedacht. Ich werfe das Spielzeug, er sitzt und ich stehe in Start-Lauf-Position, ich sage die Zauberworte. Dann rennen wir bei „Los“  als Startschuss gleichzeitig los. Manchmal gewinne ich dann – HA!
 
… und fühle mich fast wie ein junger Hund.

 

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Der Mensch am anderen Ende der Leine
 
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