Endlichkeit


In fünf Wochen wird Max elf Jahre alt. Und natürlich hat er sich entsprechend verändert. Ja, nach menschlichem Ermessen hat er die Achtzig überschritten, das lässt sich nicht weg reden.  

Besonders die alten Knochen wollen nicht mehr so und er ist wahrlich steif, wenn er lange geruht hat.  

Zu seiner Fettbeule, die ich liebevoll „Reset-Knopf“ getauft habe, sind mindestens zehn weitere dazu gekommen. 

Er sieht nicht mehr so gut und hält eine junge Frau mit Kinderwagen wohl für was ganz Suspektes, da muss er unbedingt hin und näher ran, um zu erkennen: “Frau mit Kinderwagen!” Das schwarz-weiß gescheckte Pferd sieht genauso aus, wie der Rüde, den er immer verkloppen will. Das verwirrt ihn, denn es riecht anders… 

Konnte er früher ein Leckerli zielsicher auf einige Entfernung riechen, so kreist er es heute ein, tritt drauf und sucht und sucht bis die dicke Pfote das Ding freigibt. „Fein hast du das gemacht!“ quietsche ich vergnügt. Das hat er auch, denn er ist immer noch feste dabei beim Schnuppern und Suchen – nur dauert das viel länger und wird von mir etwas einfacher gestaltet. 

Manchmal lässt er seinen Stock fallen, schmeckt die Markierung einer läufigen Hündin, geht schmatzend weiter bis zu einer Stelle, wo’s nicht weiter geht und bleibt stehen. Wie abgeschaltet. Wir gehen dann gemeinsam bis zu der Stelle, wo sein Stock liegt und wo er sein Hirn verloren hat. 

Da seine Sinne nachlassen, ist er insgesamt ein wenig schreckhaft geworden. Und wie im Welpenalter entdecken wir gemeinsam, dass das Schreckliche harmlos ist.  

Wenn wir nun nach unseren etwas kürzer gewordenen Routen nach Hause kommen, setzt sich Max erst mal an den Rand des kleinen Hangs in unserem Garten und schaut hinaus aufs Land.
 

Die Endlichkeit des Seins kommt mir in solchen Momenten in den Sinn. Mein Herz wird schwer und eine miese Unbehaglichkeit beschleicht mich, die ich kaum zu beschreiben vermag.  

Ich versuche, das zu verdrängen – besonders, wenn Max mir morgens die Socken klaut….sich grunzend im Matsch wälzt oder hofft, endlich diesen Rüden verkloppen zu können oder die Nachbarshündin doch noch zu Nachwuchs zu bewegen oder die Wiese runterrollt oder im Bach badet... oder....





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